Neujahrskonzert geht unter die Haut
Einen überwältigenden Erfolg konnten das Bläserquintett "neoBrass" und Frank Rieger (Orgel) beim Neujahrskonzert in der Pfarrkirche St. Cyriak verbuchen. Stehend wurde Beifall gespendet.
Kommentar eines Besuchers nach "Highland Cathedral": "Da ist es mir kalt den Rücken runter gelaufen." So mag es vielen begeisterten Besuchern nicht nur bei der Zugabe gegangen sein.
Bestens war die Auswahl für Orgelsolo oder Blasmusik mit Orgel. Durchweg wurde edle Musik mit hoher Qualität geboten. Interessant war die Komposition von Traugott Fünfgeld.
Der Bezirkskantor aus Offenburg schrieb für den Deutschen evangelischen Posaunentag 2008 eine Suite, die Stilelemente von Mendelssohn, Bach und der Moderne vereint. Eingängig, frisch und ermunternd erklang das Allegro mit seinen emporschwingenden Motiven und das Finale erhielt einen besonderen Reiz mit thematischer Einflechtung von "Wenn zwei oder drei" und "Nun danket alle Gott". Elegante, bestens gesetzte Turmbläsermusik war mit Samuel Scheidts getragenem "Wendet euch um ihr Aderlein" zu hören. Einige Blechbläserquintette hatte Wiktor Wladimirowitsch Ewald (1860 -1935) geschrieben.
"neoBrass" mit Markus Pfundstein (Tuba), Jakob Wurm (Horn), Andreas Spiegelhalder (Posaune) und Rainer Benner sowie Wataru Takagi (Trompeten) begeisterten mit einer plastischen Wiedergabe des ersten Quintetts des Russen. Aus dem Rufmotiv der Tuba entwickelte sich der Kopfsatz mit Temposteigerung, Wechsel von Staccato und Legato und metrischer Abrundung zum Largo. Im Finale überstrahlte die erste Trompete das Allegro. Mit voller Orgel wurde die Introduktion von Alexandre Guilmant eröffnet, beantwortet durch das Bläserquintett. Frank Rieger bot typisch französische Einfärbung, schnelle Passagen und grollende Tiefe. Das Arrangement wies allen Instrumenten gleiche Bedeutung zu und steigerte sich zu einem jubelnden Klanggebilde. Einem der größten französischen Organisten wurde mit dem zweiten Satz aus Charles-Marie Widors 5. Orgelsinfonie gehuldigt. Frank Rieger verwirklichte das Allegro cantabile durch dahinschwebende Gesanglichkeit und angenehme Registrierung mit Streicherklang, warmen Holzregistern und wohlklingenden Flöten. Wataru Takagi tat sich mit einer Bearbeitung eines bekannten Vivaldi-Konzertes für zwei Piccolo-Trompeten und Orgel hervor. Klangreize wurden in allen drei Sätzen (schnell, langsam, schnell) transportiert. Gelungen waren Klangkaskaden, Posthornmotiv und Verzierungsreichtum. Feierlich war das Largo-Intermezzo (nur Orgel) gestaltet, dem attacca der Schlusssatz folgte, bei dem sich die beiden Piccolotrompeten die thematischen Bälle zuwarfen.
Ein weiterer Franzose stand mit einem Allegro aus einer Suite von Denis Bédard (geboren 1950) auf dem Programm, das sich an die glanzvollen Toccaten der Romantik (Boellmann, Widor und anderen) anlehnte.
Fulminant stattete Frank Rieger den Satz aus, bewies perfekte Pedalarbeit und wob ein breites Klanggeflecht der Manuale. Effektvoll waren danach die Bläser mit "Maria", "Tonight" und "America" von Leonard Bernstein zu hören. Wer diffizile Pianostellen, wie das Horn (Maria) feinsinnig und sauber transportiert, der gehört zur Spitzenklasse, genau wie die vier Mitstreiter des Quintetts.
Schwarzwälder Bote, 08.01.2014